Ein Kinderwunsch äußert sich laut aktuellen Studien bei Frauen in Europa erst ab Ende 20. Das Durchschnittsalter der Frauen steigt dabei in den letzten Jahren stetig an. Was viele dabei nicht bedenken, ist die Tatsache, dass die eigene Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter konstant absinkt.
Bereits ab dem 30. Lebensjahr vermindert sich nicht nur die Anzahl, sondern auch die Qualität der Eizellen. Dieser Prozess schreitet kontinuierlich voran, sodass die Chance auf eine Schwangerschaft mit jedem weiteren Lebensjahr sinkt. Ab einem Alter von 43 Jahren kann die mangelnde Qualität der Eizellen eine natürliche Schwangerschaft gänzlich verhindern. Die Folge: „Immer mehr Paare bleiben ungewollt kinderlos.”, sagt Gynäkologe Dr. Mathias Brunbauer, Leiter der Klinik „Wunschkind” in Wien im Interview mit dem Standard.
Jede Frau wird mit einer halben bis zu einer Million ausgebildeten Eizellen geboren, die ab der Pubertät reifen. Monatlich stehen einer Frau damit hunderte Eizellen zur Verfügung, wovon allerdings nur eine einzige den Reifungsprozess abschließt und befruchtet werden kann. Die Anzahl der Eizellen vermehrt sich im Laufe des Lebens einer Frau nicht, im Gegenteil: sie sinkt stark ab. Trotzdem warten viele Frauen mit der Familienplanung immer länger. Die Gründe für den Trend des späten Mutterglücks seien offensichtlich, so Brunauer. Dazu zählen:
der Fokus auf Ausbildung und Beruf der Frau
das Fehlen eines passenden Partners
die mangelnde Information über Fruchtbarkeit
Eine Studie des Biotechnologie-Unternehmens „Gedeon Richter” hat gezeigt, dass Frauen nur wenig über die eigene Fertilität wissen. 40% der befragten Studienteilnehmerinnen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren konnten etwa nicht einschätzen, ab welchem Alter die Fruchtbarkeit sinkt. Grund dafür sei die mangelnde Aufklärung im Teenageralter, sowohl bei Frauen als auch bei Männern.
„Fertility Europe”, die Dachorganisation europäischer Patientenverbände, setzt sich deshalb stark für mehr Information über Fertilität im Jugendalter ein: „Je früher wir die Ausbildung fördern und den allgemeinen Zugang zu fairen und sicheren Behandlungen ermöglichen können, desto mehr befähigen wir unsere nächste Generation, die Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit zu erlangen", so Satu Rautakallio-Hokkanen, Vorsitzende von Fertility Europe.
Um die Aufklärung zur Fruchtbarkeit voranzutreiben, veranstaltete Fertility Europe mit Unterstützung von Gedeon Richter eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fertility Awareness in 2021: Aufklärung der jüngeren Generationen”. Damit soll das Bewusstsein für die Fruchtbarkeit der Frau geschärft werden. Außerdem soll die Diskussion als Anstoß zur Auseinandersetzung mit einer aufgeklärteren Bildungspolitik in Sachen Sexualität und Frauengesundheit dienen. „Es besteht die Notwendigkeit, entsprechende Lehrpläne zu implementieren, die unsere nächste Generation mit den richtigen Werkzeugen ausstatten, um wichtige Entscheidungen über ihre Zukunft zu treffen.“, so Dr. Sarah Jarvis, britischen Rundfunksprecherin und Hausärztin im Rahmen der Diskussion.
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