häufig sprechen wir mit Kunden, die teilweise seit vielen Jahren Psychopharmaka einnehmen, die scheinbar fast „routinemäßig“ vom Hausarzt verschrieben werden. Angesichts der umfangreichen Nebenwirkungen – insbesondere bei Frauen während ihrer Schwangerschaft & Stillzeit - möchten wir in dieser Woche dieses Thema näher beleuchten und Sie über unabhängige Studienergebnisse von mehr als 116.000 Fällen informieren, die ohne finanzielle Zuwendung der Pharmaindustrie entstanden sind. Die kritische Beurteilung und Entscheidung ob Psychopharmaka überhaupt eingesetzt werden, liegt, im Hinblick auf das Ergebnis dieser Studie, auch beim mündigen Patienten.
Das gesamte Team von PRIVATpatient.at wünscht Ihnen & Ihren Lieben von Herzen eine freudenreiche Weihnachtszeit!!
Herzlichst, Ihr Gerhard Scheynost, Geschäftsführer
Antidepressiva werden immer beliebter – das zeigen auch Statistiken der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), in der die Zahlen des Psychopharmaka-Konsums von 28 Ländern dokumentiert sind. Innerhalb der letzten 15 Jahre hat sich die Antidepressiva-Einnahme demnach verdoppelt, in manchen Ländern sogar verdreifacht. Die Ursachen hierfür: Depressionen werden heute viel häufiger diagnostiziert. Doch werden Antidepressiva oft auch unverantwortlich schnell verschrieben?
Antidepressiva, auch „Selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI) genannt, funktionieren auf dem Prinzip, die Ausschüttung des „Glückshormons“ Serotonin im Gehirn zu regeln und damit die Stimmung nachhaltig zu heben. Ein Ungleichgewicht bestimmter Nervenbotenstoffe soll also durch biochemische Prozesse wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Neueste Forschungen legen allerdings nahe, dass die Ursachen für Depressionen weit komplexer sind als bisher gedacht – was auch erklärt, warum Antidepressiva bei etwa 1/3 aller Depressionskranken keine Wirkung zeigen.
Aktuelle Studien zeigen, dass Depressionen auch durch Stress und Erkrankungen ausgelöste Entzündungen im Körper, Traumata uvm. verursacht werden können - hier greifen Antidepressiva oft nicht. Komplexe Ursachen benötigen also auch komplexe und vor allem individuelle Behandlungsformen. Von den vielen möglichen Gründen für das Entstehen einer Depression abgesehen sprechen auch die langen Listen an Neben- und Folgewirkungen von Antidepressiva für einen vorsichtigen Umgang. Demnach kann die Einnahme von Psychopharmaka laut einer Studie der Universität Wien neben zahlreichen körperlichen Nebenwirkungen auch zu einer verminderten Empathie für die Probleme anderer Menschen führen. Und sogar das Suizid-Risiko kann zu Beginn der Einnahme erhöht werden.
ForscherInnen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Salzburg legen nahe, dass Antidepressiva bei Einnahme-Beginn mit einem erhöhten Suizid-Risiko korrelieren. Demnach versuchten 0,8 Prozent der Gruppe, die Antidepressiva verabreicht bekamen, sich zu Beginn der Therapie das Leben zu nehmen, in der Placebo-Gruppe waren es nur 0,3 Prozent. Dies könnte laut ForscherInnen daran liegen, dass Antidepressiva gleich zu Beginn eine extrem aktivierende Wirkung zeigen, die zu höherer Entschluss-Freudigkeit führt. Die Stimmung komme hierbei nicht so schnell hinterher.
Laut Prim. Dr. Andreas Nather, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe bei “Woman&Health”, sind "trizyklische Antidepressiva" Mittel der Wahl zur Behandlung von Depressionen während der Schwangerschaft. Reaktive Depressionen (depressive Reaktionen auf bestimmte Ereignisse, wie Trennung, Tod, etc.) oder Angstzustände seien allerdings keine ausreichende Indikation für eine Behandlung mit dieser Arzneimittelgruppe. Zur Dosisanpassung sollten die mütterlichen Serumkonzentrationen während der Schwangerschaft (und nach der Entbindung) untersucht werden. Da Entzugssymptome beim Neugeborenen möglich sind, sollte in den ersten Lebenstagen auf Symptome geachtet werden. Sollten Sie während der Schwangerschaft Antidepressiva einnehmen, besprechen Sie dies ausführlich mit Ihrem behandelnden Gynäkologen.
Eine Metastudie von ForscherInnen des „Cochrane-Zentrum“ in Kopenhagen, in der über 500 Studien über die Wirkung von Psychopharmaka analysiert wurden, zeigt, dass Antidepressiva bei Depressionen kaum besser wirken als Placebos. Die Cochrane-ForscherInnen sind dafür bekannt, für ihre Studien kein Geld von Pharmakonzernen anzunehmen und folglich vollkommen unabhängig zu forschen. In die aktuelle Metastudie wurden so auch Studienergebnisse miteinbezogen, die von Pharmakonzernen nicht veröffentlicht wurden. Im Rahmen der Metastudie wurden insgesamt 116.477 Fälle unter die Lupe genommen – ein Teil davon wurde mit Antidepressiva behandelt, der andere Teil mit Placebos. Studienleiter Klaus Munkholm meint hierzu: „Die Wirkung von Antidepressiva und von Placebo unterscheidet sich auf einer Skala von 52 Punkten nur um 1.97 Punkte“. Dies sei ein Unterschied, der von ÄrztInnen nicht einmal festgestellt werden kann. Wieso also steigen die Verschreibungen von Antidepressiva nach wie vor so stark?
Laut der ARTE-Dokumentation „Depression: Eine neue Hoffnung“ ist die Forschung zur Behandlung von Depressionen in den letzten Jahren stark in den Hintergrund getreten. Kritische Studien zur Wirksamkeit von Antidepressiva werden außerdem oft nicht veröffentlicht. Die Folgen? Antidepressiva werden häufig zu schnell und unüberlegt verschrieben. Eine Expertenmeinung ist hierfür nicht nötig. So können HausärztInnen Psychopharmaka verschreiben, die dann oft ohne zusätzliche psychologische oder psychotherapeutische Begleitung bzw. ohne das Miteinbeziehen der vielen möglichen Ursachen eingenommen werden – nicht selten jahrzehntelang. Eine professionelle Beratung von ExpertInnen auf dem Gebiet ist bei depressiven Verstimmungen daher unabdinglich. Die zahlreichen Ursachen und Depressions-begünstigenden Faktoren müssen ausführlich besprochen und untersucht werden, um eine individuell angepasste Therapie zu ermöglichen. Eine unhinterfragte Antidepressiva-Einnahme kann neben einer Nichtbesserung der Symptome zahlreiche Folgeschäden für Körper und Psyche mit sich ziehen.
Welche Rollen Entzündungen im Körper bei Depressionen spielen erfahren sie HIER.
Im 3. Teil von "Volkskrankheit Depression" gehen wir näher auf den Zusammenhang von Ernährung und Depressionen ein.
Quellen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26169475
https://bmjopen.bmj.com/content/9/6/e024886
https://www.arte.tv/de/videos/063624-000-A/depression-neue-hoffnung/
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